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Grundcharakter, Eigenart

Das Klagenfurter Feld ist eine Niederung des Klagenfurter Beckens in Kärnten – der größten Beckenlandschaft der Alpen. Es handelt sich um einen relativ einheitlichen, durch Gebirgszüge gut abgrenzbaren Raum. Die südliche Grenze bildet der Sattnitzrücken und im Norden sind es die Furche Greuth-Krobathen bzw. die Görtschitztalstraße zwischen Krobathen und Klagenfurt-Ost. Das Gebiet umfasst das die Marktgemeinden Grafenstein, Ebenthal, Poggersdorf und Magdalensberg sowie Teile der Stadtgemeinden Klagenfurt und Völkermarkt.

 

Die Region ist geprägt von einer durch Gletscher geformten Landschaft, insbesondere durch den Draugletscher, der während der Würmkaltzeit das Kärntner Becken erreichte. Dabei entstanden Moränenwälle und Mulden, die teilweise heute als Feuchtgebiete und Seen erhalten sind. Die glaziale Prägung zeigt sich auch in den Bodenschichten. Feuchtgebiete und Moore wie das Raunach Moor oder das Höflein Moor bieten wichtige Rückzugsorte für bedrohte Tierarten. Zusätzlich beeinflussen die Flüsse Drau und Gurk das Gebiet, etwa durch die Gurkauen, einen bedeutenden Auwald.

 

Klimatisch ist die Region kontinental geprägt, mit kalten Wintern und heißen Sommern. Sie ist jedoch auch von Wetterextremen betroffen, wie etwa häufigem Sommerhagel und zunehmenden Starkregenereignissen durch die Erderwärmung. Solche Ereignisse erhöhen die Bedeutung der kleinen Feuchtgebiete als Schutzräume für seltene Arten in der stark genutzten Landwirtschaftsregion, die zudem unter wachsendem Siedlungsdruck steht. Der Erhalt dieser ökologisch wertvollen Flächen ist eine Herausforderung, da die Region auch für Wohn- und Industriegebiete zunehmend attraktiv wird.

Durch Gletscher und Flüsse geprägte Landschaft

Das Gebiet wird charakterisiert durch eine von Gletschern überformte Landschaft (Würmvereisung). Zum Höchstand der Vereisung während der Würmkaltzeit war der Draugletscher weit in das Kärntner Becken vorgestoßen und hat dort eine von Moränenwällen durchsetzte große Wanne aufgeschürft. Ein Beispiel einer mächtigen Endmoräne ist der lange Rain nördlich von Leibsdorf (Gemeinde Poggersdorf), oder der Hammerberg, beides sind vom Gletscher überformte kristalline Hügelrücken, die größtenteils mit naturnahen, bodensauren Rotföhrenwäldern bestockt sind. 

Wo der Draugletscher Mulden ausgeschabt hat, sind Feuchtgebiete oder Seen entstanden, sofern diese nicht durch die Schmelzwässer mit Schotter oder Sand aufgefüllt wurden. Typisch für das Klagenfurter Feld sind entsprechend der glazialen Prägung Lockersedimente aus Moränenmaterial und fluvioglaziale Schotterfluren (z.T. Seetone), bei den Böden darüber herrschen tiefgründige, skelettreiche Braunerde und Parabraunerde vor. Aufgrund der glazialen Prägung der Region finden sich bis heute auch einige Seen (z.B. der Portendorfer Weiher oder der Ziegelteich bei Hörtendorf) und andere naturschutzrelevante Feuchtgebiete im Klagenfurter Feld, auch wenn letztere aufgrund von Trockenlegungen oft nur mehr in rudimentärer Form vorhanden sind. Beispiele sind das Thoner Moos oder das Tainacher Moor – trotz Kleinräumigkeit bedeutende Rückzugsorte für gefährdete Tierarten wie den Balkan Moorfrosch oder die Bauchige Windelschnecke. Beispiele für Moore in gutem Zustand sind das Raunach Moor und das Lanzendorfer Moos in der Marktgemeinde Poggersdorf oder das Höflein Moor in Ebenthal. Neben den Mooren dienen auch die Teiche und Lacken der Region etlichen selten gewordenen Arten als Refugien. Neben dem glazialen Ein-fluss haben die großen Flüsse Drau und Gurk das Gebiet maßgeblich geprägt. An der Gurkmündung befindet sich einer der letzten großen Auwälder Österreichs – die Gurkauen bei Gumisch. Ein Drittel der Fläche ist ein Weichholzauenwald – ein hauptsächlich aus Schwarzerlen und Silberweiden bestehender, stark gefährdeter Lebensraumtyp.

In der Region finden sich zahlreiche Schutzgebiete verschiedenster Einstufung, die allerdings größ-tenteils im äußeren Bereich des Klagenfurter Feldes liegen und in angrenzende Regionen hineinra-gen (z. B. der Sattnitzrücken, ein Natura2000 Gebiet).

Alte und neue Klimaextreme

Klimatisch ist das Klagenfurter Feld kontinental getönt – kalte Winter und heiße Sommer sind charakteristisch für diese Klimazone.  Aufgrund der Randalpenlage weist die Region zudem hohe Niederschläge auf. Das gesamte Klagenfurter Becken zählt zu den gewitterreichsten Zonen Österreichs und sommerlicher Hagelschlag ist häufig. Zudem liegt die Region in einer Schneise, über die aufgrund der globalen Erwärmung vermehrt feuchte und warme Luftmassen vom Mittelmeer nach Norden transportiert werden. Starkregenereignisse, Überschwemmungen und Hangrutschungen (wie zuletzt im August 2023) werden - den Prognosen nach - zunehmen. Daneben traten schon immer auch sommerliche Trockenperioden auf. Diese werden klimawandelbedingt häufiger wer-den und länger andauern. Diese Phänomene unterstreichen die Bedeutung auch der kleineren im Klagenfurter Feld gelegenen Feuchtgebieten als Rückzugsgebiete und Trittsteinbiotope. In der stark landwirtschaftlich genutzten Region, die zudem einem starken hohen Siedlungsdruck ausgesetzt ist (verstärkt durch den Bau der Koralmbahn), hat der Erhalt und Schutz dieser kleinräumigen, verstreuten Feuchtgebiete hohe Priorität. Eine Art die direkt davon profitieren würde, wäre die in Kärnten bereits als gefährdet eingestufte Gelbbauchunke (Vernetzung der Teilpopulationen ist derzeit oft nicht mehr gegeben).

Viele Interessen auf wenig Raum

In der durch Gletschermoränen, steile Berghänge und durch Flüsse gesäumten bzw. durchsetzten Beckenlandschaft ist die Konkurrenz um Flächen groß. Die Region ist landwirtschaftlich stark genutzt, 46 % der Landnutzung machen Äcker (vor allem Mais) und Wiesen aus, Wälder bedecken 44 % der Fläche. Der Anteil des Siedlungsgebiets nimmt stetig zu. Die Nähe zur Landeshauptstadt Klagenfurt macht die Region interessant als Wohngebiet, die Koralmbahn hat auch die etwas weiter entfernten Gemeinden als Wohngebiet aufgewertet. Zudem sind die Gemeinden entlang der Bahn – wie Grafenstein – auch als Niederlassungen für die Industrie interessant geworden. Der Druck zur Flächenwidmung wächst stetig, die Argumentation für den Erhalt von Freiflächen, deren naturschutzfachlicher Wert für Laien nicht sofort erkennbar ist, gestaltet sich oft schwierig.