Landschaftsbild und landschaftsgebundene Erholung
Die Thermenlinie ist eine einzigartige Landschaft in Österreich mit atemberaubendem Rundblick über die Slowakei, das Leithagebirge, den Wienerwald, die Rosalia und die Wiener Alpen. Sie zeichnet sich durch ihre Vielfalt und Eigenart aus, geprägt von einer reichen vom Weinbau geprägten Kulturlandschaft, die stark vom Menschen geformt wurde. Aufgrund der Urbanisierung entlang der Südachse von Wien bis Wiener Neustadt kommt den verbleibenden Naturräumen eine hohe Bedeutung zu. Identitätsstiftend für die Region sind die Hangzonen und Übergänge zu den Waldgebieten.
Die Thermenlinie bietet eine breite Palette an Naturerlebnissen, von geologischen Besonderheiten bis hin zu archäologischen Fundstellen. Sie ist zudem ein beliebter Naherholungsraum für die Bewohner:innen der Region und Wiens, was zu einer Zunahme an Nutzungskonflikten führt. Die Attraktivität der Landschaft zieht viele Erholungssuchende an.
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Landschaftsbild
Weitblick über Großlandschaften bis weit in den Osten
Die Grundcharakteristik der Thermenlinie bedingt auch eine einzigartige Erlebbarkeit in großlandschaftlicher Dimension. Von vielen der besonders artenreichen Kuppen und Kalkklippen wie vom Kleinen Sattel oberhalb der Gießhübler Kuhheide, vom Eichkogel oder dem Glaslauterriegel eröffnet sich an klaren Tagen ein atemberaubender Rundblick über die Slowakei, das Leithagebirge, den Wienerwald, die Rosalia und die Wiener Alpen.
Eigenart gespeist aus einer vielfältigen Kulturlandschaft
Die Eigenart der Landschaft speist sich aus einer vielfältigen Kulturlandschaft, welche als Gunstlage schon früh von Menschen genutzt und dadurch geformt wurde. Die Landschaft ist kulturell stark von Landwirtschaft geprägt und besonders der Weinbau formt die Eigenart der Kulturlandschaft. Die Vielfalt der Landschaft ergibt sich aus den Übergängen zwischen den Wäldern des Alpenraumes, den Weinbaulandschaften der Hangzone und den landwirtschaftlichen Nutzflächen des Wiener Beckens in der Ebene.
Durch die räumliche Gunstlage entlang der Südachse des Eisenbahn- und Autobahnnetzes entstand eine Urbanisierung als Bandstadt zwischen Wien und Wiener Neustadt. Diese hohe Intensität der menschlichen Nutzungen verstärkt die Bedeutung der verbleibenden Naturräume zwischen den Ortschaften und der Weinbaulandschaft.
Intensive Nutzung des Landschaftsraumes
Die ursprünglich landschaftlich geprägten Übergangszonen zwischen den Ortschaften sind mittlerweile weitgehend verbaut. Dies führt dazu, dass die wenigen verbleibenden Grünverbindungen zwischen der Hangzone des Wienerwaldes und dem Wiener Becken von besonderer Bedeutung sind. In den Weinbauzonen wird die Landschaft als wesentliches Identifikationsmerkmal der Region empfunden und spielt daher auch eine besondere Rolle für die Angebote der Naherholung und des Tourismus. Der hohe Bebauungsgrad führt zu einer merklichen Überlastung des Raumes, wodurch die Identität der Kulturlandschaft als Ganzes zunehmend gefährdet ist.
Hohe Sensibilität des Landschaftsbildes
Die Sensibilität des Landschaftsbildes ist mäßig bis hoch einzuordnen. Eine mäßige Sensibilität liegt im Bereich der Siedlungsräume vor. Hier ist durch den hohen Bebauungsgrad das Ortsbild stärker hervorzuheben. Die Hangzonen der Weinbaulandschaft und die Übergänge zu den Waldgebieten hingegen weisen eine hohe Sensibilität des Landschaftsbildes auf. Ihre Vielfalt und Eigenart ist identitätsstiftend für die Region. Die verbliebenen Teilräume der Kulturlandschaft sind durch die Siedlungsentwicklung bereits derart unter Druck, dass weitere Eingriffe für diese hochsensiblen Landschaftsteile nicht mehr verträglich wären.Landschaftsgebundene Erholung
Einzigartige Bandbreite an Naturerlebnisthemen
Der Naturraum und die Landschaftsgenese an der Thermenlinie bietet eine einzigartige Bandbreite an Naturerlebnisthemen auf kleinstem Raum. Das Themenspektrum reicht von Landformen und Geologie mit Brandungsterrassen (z.B. Richardhof-Terrasse, am besten von südlichem Aussichtspunkt auf Eichkogel erlebbar), Aufschlüssen von Riffkalken (Lehrpfad in Bad Vöslau) oder Küstenkonglomeraten (Aufschlüsse bei Gumpoldskirchen, Grünes Mäuerl) und bekannten Fossilienfundstellen über Höhlen sowie jede Menge Highlights der Tier- und Pflanzenwelt bis hin zur nachvollziehbaren Landschaftsgeschichte mit Burgruinen, alten Siedlungsplätzen und archäologischen Spitzenfundstellen wie am Kalenderberg bei Mödling.
Trendiger Erholungsraum mit Zunahme an Nutzungskonflikten
Das gesamte Gebiet der Thermenlinie ist ein bedeutender Naherholungsraum für die Bewohner:innen der Gemeinden sowie der Stadt Wien (v.a. südliche und westliche Bezirke). Hier reicht die Nutzung von Wandern und Spazieren über Fahrradfahren, Mountainbiken, Trailrunning, Jogging bis hin zu Ballspielen auf Wiesen, Naturbeobachtung und ähnlichem. Aufgrund der Ausrichtung auf Naherholungsnutzungen, überwiegen im Tourismus bzw. im Erholungsbereich Tagesausflüge und stundenweise Nutzungen ohne Übernachtung.
Die hohe landschaftliche Attraktivität, gute Erreichbarkeit und Nähe zum Wiener Ballungsraum sowie die zunehmende Siedlungsdichte und -erweiterung der Bezirke Mödling und Baden bedingen heute eine stetige Zunahme an Einwohner:innen und Erholungssuchenden. Damit einher gehen ein erhöhtes Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Gruppen an Erholungssuchenden mit Ansprüchen des Naturschutzes und der Landwirtschaft. So ist die Eigenart und Dynamik der Thermenlinie gleichermaßen Chance und Herausforderung für eine der ökologisch bedeutendsten Landschaften Österreichs.
Auch wenn die Anzahl der Weinbaubetriebe in dem Gebiet in den letzten Jahrzehnten zurück geht, betreiben noch immer zahlreiche Winzer Heurige, die Anziehungspunkt für Tourist:innen und Erholungssuchende sind. In den Gemeinden der Thermenlinie gibt es darüber hinaus verschiedenste Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe.
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