Direkt zum Hauptinhalt

Trends und Chancen

Nutzungsrückgang versus Intensivierungen im Weinbau Nicht zuletzt aufgrund der Aufgabe von Kleinbetrieben ist der Nutzungsrückzug aus den steileren Hangzonen weiter im Gange (Indikatoren: unterschiedlich alte Weingartenbrachen auf Trocken und Magerstandorten, Verbuschungszeiger zb. erhöhte Häufigkeit der Sattelschrecke auf zuwachsenden Trockenrasen), was zur Vereinheitlichung des bunten Vegetationsmosaiks führt. Die Waldgrenze geht bereichsweise deutlich hangabwärts (angezeigt etwa durch Nachtigallvorkommen in vorgeschobenen Gehölzbereichen). Im Bereich von begünstigten Hanglagen laufen Intensivierungsprozesse mit Zusammenlegung von Weingärten und dem Verlust von Zwischenstrukturen während im Unterhangbereich wie etwa zwischen der Weinstraße und der Südbahn bei Gumpoldskirchen aufgrund semioptimaler Standortbedindungen zunehmend Weingärten verbrachen und landwirtschaftliche Gebäude im Grünland errichtet werden.
Überformung der traditionellen Geländemorphologie durch Terrassierungen von Weingärten Ein Entwicklungstrend, der visuell hoch wirksam ist, besteht in der Überformung der traditionellen Geländemorphologie durch Terrassierungen von Weingärten im Bereich des oberen Parzellenendes. Der Abtrag von Grundgestein und Oberboden zur Schaffung von Umkehrmöglichkeiten für Maschinen greift substanziell in die Geländeform ein, ist im frisch angegrabenen Zustand visuell stark wirksam und irreversibel. Die aus Sicht der Weinbaunutzung nachvollziehbaren Geländeveränderungen sollten wann immer es geht in Einklang mit der Eigenart der Tradtitions-Weinbaulandschaft erfolgen.
Verdichtung mit immer stärkerer Einschränkung populationsgenetischer Austausch Die Verdichtung der Siedlungs- Infragstruktur und des Gewerbebandes mit der Schließung letzter Baulücken führt neben einer immer mehr stäkeren Verlärmung und visuellen Wirksamkeit zu einer immer schlechteren ökologischen Durchgängigkeit mit Lückenschluß letzter Leitlinien der Organismenpassierbarkeit und Isolierung von Trittsteinbiotopen innerhalb des bebauten Bandes.
Erhöhung des Erholungsdruckes mit Steigerung von Nutzungskonflikten Die Intensive Nutzung von Freiflächen an der Thermenlinie zeigt an manchen Zentralorten wie dem Eichkogel, der Meiereiwiese oder am Gießhübl Überlastungserscheinungen (Müll, Parken, Vandalismus,…) und sorgt für zunehmende Nutzungskonflikte und Beeinträchtigungen von naturschutzfachlich höchst wertvollen Flächen. Die Zunahme des Erholungsdruckes und Nicht-Eindämmung von Nutzungskonflikten: MTB – andere (Wanderer, Gemeinden, Grundeigentümer), Hundebesitzer:innen – Jagd etc. nimmt auf allen Ebenen zu. Dies gilt auch für die jährlich wachsende Popularität der „Genussmeile Thermenregion“ entlang des Wasserleitungsweges. Fehlendes Wissen und Sensibilisierung der Erholungssuchenden und zu wenig Information von Gemeindebevölkerung über die Einzigartigkeit und Sensibilität mancher Areale an der Thermenlinie sowie das Unverständnis für notwendige finanzielle Aufwendungen bei Gemeinderäten verschärfen die Situation.

Klimabedingte Veränderung des Landschaftscharakters Die Thermenlinie unterliegt einer starken Tendenz zur Zunahme von Trockenklemmen und Dürreereignissen im Frühjahr und Sommer. Dies ist u.a. an der zunehmend schlechteren Fruktifikation von Wildgehölzen und vor allem durch die drastische Vervielfachung von Krankheits- und Schadbildern an der Schwarzkiefer entlang der gesamten Thermenlinie ablesbar. Kiefernsterben und hoher Wilddruck mit Schädigung von Auspflanzungen und Naturverjüngung auch aufgrund schlechter Jagdbedingungen durch nächtliche Erholungssuchende beschleunigen den Prozess des Kiefernsterbens an der Thermenlinie. Zumindest teilweise dürften die autochthonen Bestände wie in der Mödlinger Klause oder im Helenental weniger bis gar nicht vom Kiefernsterben betroffen sein. Sie zeigen oftmals deutlich bessere Vitalität wie die sekundären Bestände. Die durch klimawandelbedingte bzw. pilzverursachte Veränderung des Waldbildes kann und wird aber auch zu Gunsten der Ausbreitung und Vermehrung von xerothermophilen Organismengruppen und damit verbundenen Trockenlebensräumen führen. Eine planerische Thematisierung dieser Zusammenhänge wird dringend notwendig sein.
Austrocknung von Quellaustritten Kleinere Grundwasseraustritte vor allem am westlichen Randbereich im Übergang zum Wiener Becken stehen im Zusammenhang mit einer Veränderung im Wasserhaushalt der Region. Lange Dürreperioden wechseln mit Starkregenereignissen ab und können zur Verunreinigung und Austrocknung führen.
Steigende Erosionsgefährdung durch austrocknende Böden und Starkregenereignisse Entsprechend der Klimaprognosen steigen Niederschlagsmengen insgesamt an, jedoch treten sie häufiger in Form von Starkregenereignissen auf. Viel Niederschlag in kurzer Zeit kann von den Böden nicht aufgenommen und gespeichert werden und es kommt zu erhöhtem Oberflächenabfluss, welcher abgeschwemmte Bodenpartikel mitführt.

Chancen

Professionalisierung und Erhöhung der Wirksamkeit des Biotopmanagements Professionelles, mit den Gemeinden und Bevölkerungsteilen gut vernetztes und im Raum hoch wirksames Biotopmanagement in Zusammenarbeit des Biosphärenparkes Wienerwald mit dem Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken. Bei Schärfung des Profils des Naturparkes Föhrenberge in Abstimmung mit relevanten Kooperationspartnern (Biosphärenpark Wienerwald, Wienerwald Tourismus, …) und stärkere Professionalisierung der Arbeit des Naturparks auf Basis des Naturparkkonzepts würden die Chancen für eine nachhaltig-ökologische Entwicklung des Gebietes weiter steigen.
Wirtschaftlich potente Region, engagierte Gemeinden Die Thermenlinie ist eine der absoluten Top-Wohngegenden in Österreich mit sehr guter Anbindung nach Wien und Richtung Süden hinsichtlich Individualverkehr und öffentlicher Verkehrsmittelt. Die meisten Kommunen sind wirtschaftlich gut entwickelt bzw. sogar hochpotent. Somit bestehen gute Ressourcen für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen zur Bewahrung der Eigeneart dieses hochbedeutenden Landschaftsraumes. Die tradiert sehr gute Kooperation des Landschaftspflegevereines mit Biosphärenpark und Gemeinden und deren aktives Pflegeengagement wie in Pfaffstätten bieten dafür beste Voraussetzungen.
Lebensraumvernetzung durch Ertüchtigung von letzten Verbindungskorridoren und Beweidung Der professionelle Einsatz von Landschaftspflegeverein und Biosphärenpark in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden bietet eine echte Chance dafür, die letzten schmalen Verbindungskorridore für weniger mobile Tierarten bei Sooß, Pfaffstätten sowie zwischen Gumpoldskirchen und Guntramsdorf freihalten und stärken zu können. Dies gilt auch für den notwendigen genetischen Austausch zwischen (isolierten) Populationen im Hinterland der Thermenlinie wie im Naturpark Sparbach und Gaaden sowie entlang der Nord-Süd-Erstreckung des gesamten Teilraumes.
Hohes Entwicklungspotenzial für ökologisch-landschaftliche Bewusstseinsbildung Die Thermenlinie hat vor allem durch die angesprochene Zusammenarbeit von Organisationen und Gemeinden sowie die wirtschaftliche Gunstsituation hohes Potenzial für die Forcierung der Bewusstseinsbildung und Verstärkung der Bildungsarbeit Die gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche (Naturparkkindergärten und Naturparkschulen) und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Vereinen zu den Themen Schutz – Erholung – Bildung und dem Naturpark Föhrenberge.
Abflussgräben für Leitung der Niederschlagwässer bei Starkregenereignissen Entsprechend der Klimaprognosen steigen Niederschlagsmengen insgesamt an, jedoch treten sie häufiger in Form von Starkregenereignissen auf. Viel Niederschlag in kurzer Zeit kann von den Böden nicht aufgenommen und gespeichert werden und es kommt zu erhöhtem Oberflächenabfluss, welcher abgeschwemmte Bodenpartikel mitführt. Neben erosionsmindernden Maßnahmen in Weingärten und Ackerflächen können die Abflüsse gezielt durch Abflussgräben gelenkt und so weitere Schäden an Infrastruktur und Bauwerken vermieden werden. Die Abflussgräben sind bei entsprechend naturnaher Ausgestaltung, etwa durch begleitende Gehölzpflanzungen, auch für die Lebensraumvernetzung und positive Beeinflussung des Mikroklimas von Bedeutung.
Nutzung der Renaturierungspotentiale auf Basis natürlicher Gegebenheiten Bei der Renaturierung von Trocken- und Feuchtlebensräumen lohnt es sich Bereiche mit hohem Renaturierungspotential auszuwählen. So etwa die Ranker, Rendzina, Pararendzina und flachgründige Braunerdevorkommen für die Wiederherstellung von Trockenbiotopen oder Feuchtschwarzerden und Gleye für Wiedervernässung.