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Trends und Chancen

Klimabedingte Veränderung des Landschaftscharakters

Die Thermenlinie unterliegt einer starken Tendenz zur Zunahme von Trockenklemmen und Dürreereignissen im Frühjahr und Sommer. Dies ist u.a. an der zunehmend schlechteren Fruktifikation von Wildgehölzen und vor allem durch die drastische Vervielfachung von Krankheits- und Schadbildern an der Schwarzkiefer entlang der gesamten Thermenlinie ablesbar. Kiefernsterben und hoher Wilddruck mit Schädigung von Auspflanzungen und Naturverjüngung auch aufgrund schlechter Jagdbedingungen durch nächtliche Erholungssuchende beschleunigen den Prozess des Kiefernsterbens an der Thermenlinie. Zumindest teilweise dürften die autochthonen Bestände wie in der Mödlinger Klause oder im Helenental bis jetzt geringer vom Kiefernsterben betroffen sein. Sie zeigen oftmals deutlich bessere Vitalität als die sekundären Bestände. Die durch klimawandelbedingte und Pilze verursachte Veränderung des Waldbildes kann und wird aber auch zu Gunsten der Ausbreitung von Laubwald und dichter Gebüschvegetation führen. Eine planerische Thematisierung dieser Zusammenhänge wird dringend notwendig sein.

Steigende Erosionsgefährdung durch austrocknende Böden und Starkregenereignisse

Entsprechend der Klimaprognosen steigen Niederschlagsmengen insgesamt an, jedoch treten sie häufiger in Form von Starkregenereignissen auf. Viel Niederschlag in kurzer Zeit kann von den Böden nicht aufgenommen und gespeichert werden und es kommt zu erhöhtem Oberflächenabfluss, welcher abgeschwemmte Bodenpartikel mitführt.

Nutzungsrückgang versus Intensivierungen im Weinbau

Nicht zuletzt aufgrund der Aufgabe von Kleinbetrieben ist der Nutzungsrückzug aus den steileren Hangzonen weiter im Gange (Indikatoren: unterschiedlich alte Weingartenbrachen auf Trocken und Magerstandorten, Verbuschungszeiger zb. erhöhte Häufigkeit der Sattelschrecke auf zuwachsenden Trockenrasen), was zur Vereinheitlichung des bunten Vegetationsmosaiks führt. Die Waldgrenze geht bereichsweise deutlich hangabwärts (angezeigt etwa durch Nachtigallvorkommen in vorgeschobenen Gehölzbereichen). Im Bereich von begünstigten Hanglagen laufen Intensivierungsprozesse mit Zusammenlegung und Geländeumgestaltungen von Weingärten und dem Verlust von Zwischenstrukturen während im Unterhangbereich wie etwa zwischen der Weinstraße und der Südbahn bei Gumpoldskirchen aufgrund semioptimaler Standortbedingungen zunehmend Weingärten verbrachen und landwirtschaftliche Gebäude im Grünland errichtet werden.

Überformung der traditionellen Geländemorphologie durch Terrassierungen von Weingärten

Ein Entwicklungstrend, der visuell hoch wirksam ist, besteht in der Überformung der traditionellen Geländemorphologie durch Terrassierungen von Weingärten im Bereich des oberen Parzellenendes. Der Abtrag von Grundgestein und Oberboden zur Schaffung von Umkehrmöglichkeiten für Maschinen greift substanziell in die Geländeform ein, ist im frisch angegrabenen Zustand visuell stark wirksam und irreversibel. Die aus Sicht der Weinbaunutzung nachvollziehbaren Geländeveränderungen sollten wann immer es geht in Einklang mit der Eigenart der Tradtitions-Weinbaulandschaft erfolgen.

Verdichtung mit wachsender Einschränkung des populationsgenetischen Austauschs

Die Verdichtung der Siedlungs- Infrastruktur und des Gewerbebandes mit der Schließung letzter Baulücken führt neben einer immer mehr stäkeren Verlärmung und visuellen Wirksamkeit zu einer immer schlechteren ökologischen Durchgängigkeit mit Lückenschluß letzter Leitlinien der Organismenpassierbarkeit und Isolierung von Trittsteinbiotopen innerhalb des bebauten Bandes.

Erhöhung des Erholungsdruckes mit Steigerung von Nutzungskonflikten

Die Intensive Nutzung von Freiflächen an der Thermenlinie zeigt an manchen Zentralorten wie dem Eichkogel, der Meiereiwiese oder am Gießhübl Überlastungserscheinungen (Müll, Parken, Vandalismus,…) und sorgt für zunehmende Nutzungskonflikte und Beeinträchtigungen von naturschutzfachlich höchst wertvollen Flächen. Die Zunahme des Erholungsdruckes und Nicht-Eindämmung von Nutzungskonflikten: MTB – andere (Wanderer, Gemeinden, Grundeigentümer), Hundebesitzer:innen – Jagd etc. nimmt auf allen Ebenen zu. Dies gilt auch für die jährlich wachsende Popularität der „Genussmeile Thermenregion“ entlang des Wasserleitungsweges. Fehlendes Wissen und Sensibilisierung der Erholungssuchenden und zu wenig Information der Bevölkerung über die Einzigartigkeit und Sensibilität mancher Areale an der Thermenlinie sowie das Fehlen dringend notwendiger Naturschutzmittel zur Erhaltung des Status quo, geschweige denn der Verbesserun, verschärfen die Situation. 

Austrocknung von Quellaustritten

Kleinere Grundwasseraustritte vor allem am westlichen Randbereich im Übergang zum Wiener Becken stehen im Zusammenhang mit einer Veränderung im Wasserhaushalt der Region. Lange Dürreperioden wechseln mit Starkregenereignissen ab und führen zur Verunreinigung und Austrocknung.

Chancen

Lebensraumvernetzung durch Ertüchtigung von letzten Verbindungskorridoren und Beweidung

Der professionelle Einsatz von Landschaftspflegeverein, Gemeinden und Biosphärenpark in enger Zusammenarbeit mit der Raumplanung bietet eine echte Chance dafür, die letzten schmalen Verbindungskorridore für weniger mobile Tierarten bei Sooß, Pfaffstätten sowie zwischen Gumpoldskirchen und Guntramsdorf freihalten und stärken zu können. Dies gilt auch für den notwendigen genetischen Austausch zwischen (isolierten) Populationen im Hinterland der Thermenlinie wie im Naturpark Sparbach und Gaaden sowie entlang der Nord-Süd-Erstreckung des gesamten Teilraumes.

Professionalisierung und Erhöhung der Wirksamkeit des Biotopmanagements

Professionelles, mit den Gemeinden und Bevölkerungsteilen gut vernetztes und im Raum hoch wirksames Biotopmanagement wie bereits in Perchtoldsdorf, Pfaffstätten, Baden, Bad Vöslau und anderen Gemeinden in Zusammenarbeit mit Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Bekcken, Biosphärenpark Wienerwald, Heideverein, Naturschutzbund u.a. sowie auch mit der Neuorientierung zukünftig mit dem Naturpark Föhrenberge würden die Chancen für eine nachhaltig-ökologische Entwicklung des Gebietes weiter steigern, wenn die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen für Intensivierung und Ausweitung der Tätigkeiten verfügbar wären.

Wirtschaftlich potente Region, engagierte Gemeinden

Die Thermenlinie ist eine der absoluten Top-Wohngegenden in Österreich mit sehr guter Anbindung nach Wien und Richtung Süden hinsichtlich Individualverkehr und öffentlicher Verkehrsmittelt. Die meisten Kommunen sind wirtschaftlich gut entwickelt bzw. sogar hochpotent. Somit bestehen gute Ressourcen für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen zur Bewahrung der Eigeneart dieses hochbedeutenden Landschaftsraumes. Die sehr gute Kooperation des Landschaftspflegevereines mit den Gemeinden, und deren aktives Pflegeengagement wie z.B. in Pfaffstätten oder Bad Vöslau, und mit dem Biosphärenpark bieten dafür beste Voraussetzungen. 

Hohes Entwicklungspotenzial für ökologisch-landschaftliche Bewusstseinsbildung

Die Thermenlinie hat vor allem durch die angesprochene Zusammenarbeit von Organisationen und Gemeinden sowie die wirtschaftliche Gunstsituation hohes Potenzial für die Forcierung der Bewusstseinsbildung und Verstärkung der bereits in einigen Gemeinden (z.B. Pfaffstätten, Baden, Bad Vöslau) sehr intensiven und erfolgreichen Bildungsarbeit. Dies gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche (Naturparkkindergärten und Naturparkschulen) und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Vereinen zu den Themen Schutz – Erholung – Bildung und dem Naturpark Föhrenberge auf dessen Gebiet.

Renaturierungsräume und Abflussgräben für Leitung der Niederschlagwässer bei Starkregenereignissen

Entsprechend der Klimaprognosen steigen Niederschlagsmengen insgesamt an, jedoch treten sie häufiger in Form von Starkregenereignissen auf. Viel Niederschlag in kurzer Zeit kann von den Böden nicht aufgenommen und gespeichert werden und es kommt zu erhöhtem Oberflächenabfluss, welcher abgeschwemmte Bodenpartikel mitführt. Neben erosionsmindernden Maßnahmen in Weingärten und Ackerflächen können die Abflüsse gezielt durch Abflussgräben gelenkt und so weitere Schäden an Infrastruktur und Bauwerken vermieden werden. Abflussgräben sind bei entsprechend naturnaher Ausgestaltung, etwa durch begleitende Gehölzpflanzungen, auch für die Lebensraumvernetzung und positive Beeinflussung des Mikroklimas von Bedeutung. Derzeit werden Retentionsbecken oft technisch geplant und nicht biodiversitätsfördernd angelegt und gepflegt. Sie könnten bei entsprechender Planung, Anlage und Pflege einen biodiversitätsfördernden Mehrwert bieten. 

Nutzung der Renaturierungspotentiale auf Basis natürlicher Gegebenheiten

Bei der Renaturierung von Trocken- und Feuchtlebensräumen lohnt es sich Bereiche mit hohem Renaturierungspotential auszuwählen. So etwa Rendzina, Pararendzina und flachgründige Braunerdevorkommen für die Wiederherstellung von Trockenbiotopen oder Feuchtschwarzerden und Gleye für Wiedervernässung.