Biodiversität
Die Landschaft des Klagenfurter Feldes ist stark glazial geprägt, Seen und Moore sind typische Relik-te der glazialen Entstehungsgeschichte genauso wie Moränenwälle bestückt mit Rotföhrenwäl-dern. Auch die großen Flüsse Drau und Gurk prägen die Landschaft, vereinzelt finden sich noch Auenlebensräume. Naturnahe Gewässer, Moore und Feuchtgebiete sind mittlerweile rar gewor-den - die großen Fließgewässer sind begradigt, die Ufer gesichert und die natürlichen Uferlebens-räume zerstört. Ein Großteil der Quellfluren, Tümpel und Weiher, Moore, aber auch Nass- und Feuchtwiesen sind in allen großen Tälern Kärntens und somit auch im Klagenfurter Feld nahezu vollständig vernichtet worden. Den wenigen verbliebenen Gewässern und Feuchtlebensräumen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Sie beherbergen eine große Vielfalt an aquatischen Organismen, jedoch wird deren Verbreitung zwischen den einzelnen Standorten zunehmend ein-geschränkt. Eine weitere Folge der glazialen Entstehungsgeschichte sind Schottergruben, die ein wichtiger Sonderstandort und Lebensraum für eine Vielzahl von Arten sind. Viele der Gruben wur-den zugeschüttet und in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt. Den Rest einer ehemals großflächigen Schottergrube stellt die so genannte Pfaffendorfer Grube dar, welche sich im Eigen-tum des Naturschutzbundes Kärnten befindet und ehemals als eines der wenigen Laichgebiete der Wechselkröte in Kärnten galt.
Seltene Auenlebensräume
Wo sich früher entlang aller Flüsse des Klagenfurter Feldes weite Aulandschaften fanden, gibt es heute entlang der Drau und Gurk noch kleine Auwaldrelikte wie die Glan begleitenden Auwaldflächen zwischen Ebenthal und Gurnitz und im Grenzgebiet zu Grafenstein. Einzige großflächige Ausnahme sind die Auwälder der Gurkmündung. Das Gebiet erstreckt sich etwa von der Gurkbrücke am östlichen Siedlungsrand des Ortes Grafenstein bei der Ortschaft Sand bis zur Einmündung in die Drau. Die Gurk ist im gegenständlichen Abschnitt das letzte noch intakte große potamale Fließgewässer im Bereich der inneralpinen Beckenlagen. Auch österreichweit zählt dieser Abschnitt zu den letzten noch erhaltenen potamalen Fließgewässerabschnitten mit einem Einzugsgebiet von über 2,5 km². Das herausragende Schutzgut, der Kessler-Gründling (Romanogobio kessleri), ist bisher nur an zwei Stellen in Kärnten nachgewiesen worden: der Rosegger Drauschleife und der Gurkmündung. Aufgrund der Tatsache, dass das Vorkommen im Bereich des energiewirtschaftlich genutzten Drauabschnitts bei Rosegg von Schwellbetrieb und Restwasserstrecken bedrängt wird, kann jenem im Bereich der Gurkmündung nicht genug Bedeutung beigemessen werden. Der Einfluss des Völkermarketer Draurückstaues ist lediglich auf den letzten paar hundert Metern im Mündungsbereich gegeben.
Der Auenwaldkomplex stellt einen der letzten großen Auenwälder Österreichs dar. Ein Drittel der Fläche ist ein Weichholzauenwald – ein hauptsächlich aus Schwarzerlen und Silberweiden bestehender, stark gefährdeter Lebensraumtyp. Um dieses seltene Naturreservoir auch längerfristig zu erhalten, wurde es 2020/2021 von der Arge NATURSCHUTZ erworben. In Zukunft soll der Wald dann in das geplante Auwald-Wasservogelschutzgebiet „Urwald von morgen“ eingegliedert werden und das größte seiner Art Kärntens werden.
Das 141 Hektar umfassende Waldstück bietet ei-ner großen Anzahl an Tieren und Pflanzen einen wichtigen Rückzugsort. Ein Beispiel ist die Gelb-bauchunke. Sie ist vor allem in Stillgewässer wie Tümpeln, Weihern, Pfützen und Fluss- und Bachauen beheimatet. In Kärnten ist die Art zwar weit verbreitet, tritt aber nie in großen Dichten auf. Da die Vernetzung der Teilpopulationen nicht mehr gegeben ist, gelten sie als stark gefährdet. Auch setzen ihnen die länger anhaltenden, immer früher eintretenden Hitzeperioden stark zu. wodurch zum einen die Laichgewässer austrocknen und zum anderen die Wassertemperatur für die Kaulquappen gefährlich steigt. Schwarzerlenbruchwälder finden sich sonst noch in den Randzonen einiger Moore wie dem Raunachmoos (Marktgemeinde Poggersdorf). |
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Teiche und Weiher, Relikte aus der Eiszeit
Aufgrund der glazialen Prägung der Region finden sich bis heute einige stehende Gewässer im Klagenfurter Feld, wenn auch wesentlich kleiner als im Rest des Klagenfurter Beckens (e.g. Wörthersee). Beispiele sind der Portendorfer Weiher (Marktgemeinde Magdalensberg) oder der Ziegel-teich bei Hörtendorf (Klagenfurt), der 2015 zum Natura-2000 Gebiet nominiert wurde. Die Teiche und Lacken der Region dienen – ebenso wie die kleinen Feuchtflächen - etlichen selten geworde-nen Arten als wichtige Rückzugsorte. Zum Bespiel ist der Portendorfer Weiher der einzige Standort in Kärnten an dem die Dreifurchigen Wasserlinse (Lemna trisulca) und der Wasserfenchel (Oenan-the aquatica) gefunden wurden. Der Ziegelteich von Hörtendorf liegt im nordöstlichen Gemeindegebiet der Stadt Klagenfurt und zwischen den Ortschaften Farchern im Norden und Hörtendorf im Südosten. Das Gebiet wird im Norden von Wald- und Landwirtschaftsflächen, im Westen und Süden von der Mülldeponie Kla-genfurt umgeben. Grund für die Ernennung zum Natura-2000 Gebiet war das Auftreten der Bau-chigen Windelschnecke (Vertigo moulinsiana). Das 6.85 Hektar große Feuchtgebiet beherbergt allerdings noch eine Vielzahl weiterer Kleinlebensräume, Tier und Pflanzenarten. Fragmentarisch findet sich der Lebensraumtyp „Illyrische Eichen-Hainbuchenwälder“ im Gebiet. Der Bestand ist allerdings stark degeneriert, illyrische und wärmeliebende Arten kommen nur noch selten vor. Für die auffällig trockenresistente Eichenart („Klagenfurter Eiche“), die in diesen Wäldern zu finden ist, gibt es ein Projekt zur Besammlung und gezielten Vermehrung, das gemeinsam mit der Forstabtei-lung 1F der Landesregierung und der Baumschule Jöbstl in St. Michael/Lavanttal durchgeführt wird. Beispiele für eine bedrohte Art, die in den Eichenmischwäldern zu finden ist, ist die Kleine Hufei-sennase (Rhinolophus hipposideros). Sie nutzt das Gebiet zwar nicht als Wochenstubenquartier, wohl aber als Jagdgebiet. Eine weitere Art ist die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), die in der Roten Liste der Arten Kärntens als stark gefährdet gelistet wird. Als Wochenstubenquartiere dienen ihnen von Natur aus Baumhöhlen (z.B. Specht, Fäulnis) in verschiedenen Laubholzarten. Es werden aber auch Ersatzangebote wie in Form von Vogel- und Fledermauskästen angenommen (wie z. B. im Bereich des Pulverturmwaldes). Um die Population dieser Fledermäuse weiterhin zu erhalten, gilt es den Laubwaldanteil des Waldes zu fördern und Totholz nicht zu entnehmen. Eben-so sollten insektenreiche halboffene Landschaften wie Streuobstwiesen oder Wiesen mit Hecken und Feldgehölzen erhalten werden. Aktuell (2024/03) werden am Ziegelteich von Hörtendorf von der Stadt Klagenfurt im Rahmen des Projekts „Moore4Klagenfurt“ Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumausstattung und Er-haltung der Biodiversität gesetzt. |
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